Fragt mich jemand: „Was ist eigentlich Kinesiologie?“, so fällt es schwer, das in 3 Sätzen einleuchtend zu erklären. Klar, per Wortsinn ist es die „Lehre von der Bewegung“, doch das reicht als eingängige Beschreibung oft nicht weiter, denn das, was Kinesiologie „kann“, ist mehr, als man gemeinhin mit „Bewegung“ verbindet.
Deshalb kam mir die Idee, die Grundlagen der kinesiologischen Arbeit, so wie ich sie liebe und lebe, kurz zu erklären. Das wird in mehreren Beiträgen geschehen, die enthalten:
1) Muskeltest
2) das Energiesystem (Meridiane, Chakren)
3) Modell des dynamischen Gehirns
4) unsere frühkindliche Entwicklung
5) Nervensystem und Sinne; Noticing.
Heute also ein paar Gedanken zum Muskeltest.
Der Muskeltest ist das Werkzeug, was die meisten mit Kinesiologie verbinden. Kinesiologie = Muskeltesten, so oft die landläufige Meinung. Das stimmt und stimmt wieder auch nicht. Ja, wir Kinesiologen arbeiten sehr intensiv mit dem Muskeltest, doch er bleibt ein Werkzeug, das man – ähnlich einem Hammer – sinnvoll benutzen sollte, um etwas zu erschaffen und nichts kaputt zu machen.
Was sagt der Muskeltest aus? Er sagt uns auf einer sehr tiefen körperlichen Ebene, wo wir Stress empfinden. Dass Muskeln unter Stress schwach werden, hat sicher jeder schon bemerkt, der einmal „weiche Knie“ vor Aufregung bekam oder vor lauter Anspannung vor einer Prüfung nichts mehr essen konnte. Also Muskeln reagieren auf Stress.
Wenn ich nun einen beliebigen Muskel teste (meist ist es der Deltoideus Anterior, der Armmuskel), so schaue ich nicht danach, wie „stark“ der Muskel ist, also nicht, wie gut er trainiert ist, sondern ich suche nach der Muskelantwort. Das ist ein kleiner „elektrischer“ Impuls, den man spürt, wenn der Muskel sanft gedrückt wird. Muskeln enthalten Nervenzellen (Propriozeptoren), die mit dem Gehirn verbunden sind, ist dieser Schaltkreis gut vernetzt, so ist die Muskelantwort da, der Körper ist in Bezug auf das, was ich teste, integriert. Heißt in unserem kinesiologischen Sinn: ohne Stress.
Dies kann ich nun nutzen, um bestimmte Punkte des Körpers zu testen oder ich kann Fragen stellen und erhalte dann die entsprechenden Antworten.
Der Muskeltest ist also kein „Wahrsager“, kein „Zukunftsdeuter“, kein „Hellseher“. Er spiegelt lediglich das wieder, was in uns vorhanden ist.
Wie frage ich nun, um zum Beispiel einem Kind zu helfen, das besser lesen lernen möchte, oder um Stress in Bezug auf eine bestimmte Situation zu balancieren?
Da fängt die Kinesiologie an spannend zu werden. Denn ist der Muskeltest das Werkzeug, sind die Methoden die Baupläne, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte weltweit entwickelt haben, also zum Beispiel Touch for Health (Gesund durch Berühren) – die Arbeit mit den Meridianen, Brain-Gym – die Arbeit mit Gehirn und Lernen, Three in One – die Arbeit mit Emotionen, die Entwicklungskinesiologie – die Arbeit mit der frühen Kindheit, Mein Körper und Ich – die Arbeit mit körperlichen, geistigen und seelischen Prozessen.
Ich schaue also, welche Baupläne mir helfen in Bezug auf ein bestimmtes Thema und Ziel. Auch das kann man per Muskeltest herausfinden, und es ist ein wenig, als ob man mit jeder Balance tiefer in die ursprüngliche Natur des Lebens eindringt und lernt. In der Arbeit mit anderen, vor allem aber auch in der täglichen Arbeit mit sich selbst.