Wie eine Erzieherin mit Brain-Gym ® in Ihrer Kita-Gruppe arbeitet

Als Mutter erfuhr Katja Roje, wie gut ihren Söhnen und auch ihr selbst die Brain-Gym-Übungen taten. Nun führt sie Brain-Gym in Ihrer Kita-Gruppe ein. Hier ist ihr Erfahrungsbericht:

Als ich 1986 meine Ausbildung zur „Kindergärtnerin“ begann, fielen die Begrifflichkeiten „Kinesiologie“ und „Brain-Gym“ nicht einmal während der gesamten Ausbildung. Meinen ersten Kontakt damit hatte ich, als bei meinen beiden Jungs die Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) diagnostiziert wurde und sie an eine spezielle LRS-Schule kamen. Dort wurde ganz anders gelernt, mit „neuartigen“ Lerntechniken.

Meine Jungs machten die Brain-Gym-Übungen mit Spaß und ohne Aufforderung

An dieser Schule gab es die Regel, dass jeder leise nach Bedarf während der Unterrichtsstunde trinken darf. Die Kinder erlernten Übungen, welche sie regelmäßig im Unterricht einsetzten, um ruhiger zu werden, sich besser konzentrieren zu können, um Neues besser aufzunehmen. Zuhause kamen dann bei mir solche Übungen wie die Denkmütze, das Energiegähnen, die liegende Acht an. Meine Jungs machten diese Übungen mit Spaß und ohne Aufforderung und waren stolz, mir sie zeigen und den Nutzen erklären zu können. Gleichzeitig stellten sich schulische Fortschritte ein. Natürlich ist mir bewusst, dass eine Methodenvielzahl dazu beitrug. Heute weiß ich, dass auch diese Brain-Gym-Übungen ihren Anteil daran hatten.

Als mittlerweile tätige Hortnerin wollte ich anderen betroffenen Kindern und Familien den Leidensweg mildern, den wir vor der LRS-Schule durchlaufen hatten. Ich holte mir Fachwissen an der DPFA-Schule in Zwickau und belegte zu den Tagen der Motopädie immer Kinesiologie-Workshops. Gleichzeitig nahm ich aber auch eine Vielzahl von Kritikern, die Kinesiologie als „Humbug“ belächelten, wahr. Ich selbst spürte, wie mir Übungen wie Positive Punkte, Denkmütze und Gehirnknöpfe gut taten.

Während der Einführung von Brain-Gym entwickelte sich in meiner Gruppe eine tolle Geschichte

Im November 2018 dann nahm ich am Seminar Brain-Gym 1 teil. Inzwischen arbeitete ich schon seit mehreren Jahren in einer altersgemischten Gruppe mit Kindern zwischen 3 und 6 Jahren. Lange hatte ich mir überlegt, wie ich das „PACE“, eine Übungsabfolge des Brain-Gym ®, für die Kinder spannend und kindgerecht einführen könnte. Und ja, ich war auch schon aufgeregt, ob die Kinder es überhaupt annehmen. Aber es kam alles ganz anders.

Während der Einführung entwickelte sich mit den Kindern im Selbstlauf eine tolle Geschichte, die die Übungsfolge „PACE“ begleitete:

  • Wasser trinken Wir wollen unserem Motor Energie geben, das Auto voll tanken.
  • Gehirnknöpfe Wir suchen das Schlüsselloch für den Autoschlüssel.
  • Überkreuzbewegung Wir stecken den Schlüssel in das Schlüsselloch.
  • Hook ups I Wir treten das Gaspedal.
  • Hook ups II Wir drehen den Schlüssel um.

Nun können wir starten… in alle Vorhaben des Tages.

Wenn ich Wasser bereit stelle, wissen die Kinder, wir machen wieder unseren „Trick“

Dadurch, dass wir in der Gruppe die Geschichte gemeinsam entwickelt haben, ist sie akzeptiert und wurde noch nie hinterfragt / bemängelt. Die Kinder wissen, dass wir so gut in den Tag starten können, zum Beispiel auch in schwierigere und längere Angebote. Sie wissen auch, dass das ein „Trick“ ist, den man auch in der Schule anwenden kann.

Am Anfang waren die Überkreuzbewegungen die absolute Katastrophe und auch die Hook ups. Ich habe immer mit viel Geduld mitgeholfen, wieder und wieder gezeigt und es eben auch akzeptiert, so wie es eben ging. Ich kritisiere auch nicht. Ich helfe immer wieder und zeige wiederholt langsam Schritt für Schritt. Wichtig ist, dass die Kinder Freude dabei haben.

Man glaubt kaum, wie es sich in den letzten 3 Monaten entwickelt hat. Wir machen das PACE nach Möglichkeit zweimal pro Woche, gezielt vor längeren und schwierigen Angeboten.

Die Kinder freuen sich schon, wenn ich Wasser und Becher bereit stelle. Dann wissen sie, heute machen wir wieder unseren „Trick“.

Bemerkenswert ist, dass einer meiner wildesten Jungs genau danach immer verlangt. Bei ihm im besonderen bilde ich mir ein, dass er anschließend im Angebot ruhiger und konzentrierter ist. Vielleicht empfindet er es ja auch so und als angenehm und verlangt deshalb danach.

Ich werde auf jeden Fall so weiter arbeiten. Denn egal, wie die Meinungen über Kinesiologie auseinander gehen – Wasser trinken und Überkreuzbewegungen haben noch keinem geschadet.

Katja Roje, Erzieherin in der Kita Kinderland Muldental, Wolkenburg